Soziales Miteinander lernen

Regeln
Das gemeinschaftliche Zusammenleben in der Einrichtung wird durch einen klaren, transparenten und verbindlichen Katalog von Regeln gewährleistet, der in regelmäßigen Hausversammlungen zwischen Jugendlichen und Erziehern ausgehandelt wird. Diese Regeln erhalten ihre Gültigkeit nach Prüfung durch die fachliche Leitung.

Kompass
Die Einhaltung der Regeln wird beobachtet und stetig kommentiert. Dabei wird zum einen Wert auf das persönliche Gespräch gelegt, zum anderen werden Verstöße in einem Punktesystem schematisch bewertet. Privilegien wie Ausgänge, Besuche, selbstständige Freizeitgestaltung sind an Phasen (s. u. ) und an definierte Punktzahlen gebunden. Durch dieses System ist die Transparenz zwischen Verhalten und Konsequenzen gewährleistet und für jeden Jugendlichen jederzeit einsehbar.

Fit for life
Das vielseitig erprobte Trainingsprogramm zum Erlernen sozialer Kompetenzen gehört zum Pflichtprogramm.

Phasenmodell
Der Aufenthalt in der Einrichtung gliedert sich in drei im Folgenden näher beschriebene Phasen. In jeder dieser Phasen stehen unterschiedliche Anforderungen und Entwicklungsaufgaben im Fordergrund. Dabei muss der Wechsel zwischen den Phasen nicht einer temporären Zwangsläufigkeit folgen, sondern wird dem Entwicklungsstand jeweils angepasst, d. h. auch der Wechsel in eine niedrigere Stufe ist möglich.

1. Phase Eingliederung

In den ersten vier Wochen des Aufenthaltes ist die Eingliederung in die Gruppe, das Kennenlernen der Mitbewohner/-innen und Pädagogen/-innen und das Gewöhnen an den verbindlichen und regelmäßigen Tagesablauf zentral. Ausgänge sind nur gemeinsam mit anderen Gruppenmitgliedern möglich. Kontakte zu früheren Peers sollen zunächst unterbleiben. Kontakte zur Familie und Partner/-in sollen erst stattfinden, wenn ein persönliches Kennenlernen seitens der Pädagogen/-innen möglich war.

2. Phase Entwicklung

Die folgenden Wochen und Monate sind angefüllt mit dem Erarbeiten der konkreten Zielsetzungen aus den individuellen Hilfeplänen. Neben den o.g. Elementen des Lernens in der sozial orientierten Gemeinschaft bietet die Einrichtung u. a. folgende Angebote.

Gender-Angebote
Männliche und weibliche Jugendliche haben gleiche aber eben auch unterschiedliche Probleme und Entwicklungsaufgaben. Wir legen daher großen Wert darauf, dass Gruppen- und Freizeitangebote sowohl gemeinschaftlich als auch getrenntgeschlechtlich realisiert werden.

Anti-Gewalt-Training
Für Jugendliche mit ausgeprägten dissozialen Verhaltensweisen und hohem Aggressivitätspotential ist die Teilnahme an einem Anti-Gewalt-Training, zur Erarbeitung alternativer Konfliktlösungsstrategien, verbindlicher Bestandteil der Behandlung.

EMDR
Viele Jugendliche sind in ihrer Entwicklung massiv durch traumatische Erlebnisse beeinträchtigt. Tatsächlich kann in manchen Fällen auch ein Posttraumatisches Belastungssyndrom vorliegen. Die Methode des Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR), bietet hier überraschende Erfolge der Besserung und Linderung. Im Bedarfsfall kann dieses Angebot durch eine Psychologin auf Honorarbasis durchgeführt werden.

Einzelbetreuung
Jedem Jugendlichen ist dauerhaft ein/-e Pädagoge/Pädagogin zugeordnet, die einerseits die Umsetzung des Hilfeplans steuert und verantwortet, andererseits auch zentrale Bezugsperson für den/die Jugendliche in allen möglichen Angelegenheiten und kritischen Fragestellungen ist. Die in der Einrichtung tätigen Pädagogen/-innen haben neben ihren Grundausbildungen auch therapeutische Zusatzqualifikationen (Verhaltenstherapie, Gesprächstherapie, Familientherapie - jeweils ohne Approbation).

Einbezug der Eltern/Angehörigen
Auf den Einbezug der Eltern oder tragender Angehöriger wird im Sinne einer Berücksichtigung der fördernden oder hemmenden Familiendynamik in der Hilfeplanung von Betreuungsbeginn an großer Wert gelegt. Regelmäßige Gespräche mit der Familie über die Entwicklungsbedingungen und den Fortschritt sollen eine konstruktive innerfamiliäre Auseinandersetzung fördern und alle Beteiligten befähigen, selbstständig, sozial kompetent und entwicklungsfördernd zu interagieren.

Schule, Bildung, Beschäftigung
Während des gesamten Aufenthaltes in der zentralen und längsten Phase (Entwicklungsphase) besuchen die Jugendlichen die staatlich genehmigte Schule in der Therapeutischen Einrichtung Eppenhain, in der auf den Haupt- oder Realschulabschluss vorbereitet wird und an der zweimal jährlich die entsprechenden Prüfungen stattfinden. Darüber hinaus wird seitens der Pädagogen im Alltagsleben Wert auf die Förderung einer guten Allgemeinbildung sowie evtl. bestehender Talente, Begabungen oder Ressourcen gelegt. Es gilt als Ziel für jede/-n Bewohner, einem geregelten Tagesablauf zu folgen mit verbindlichen Zeiten für Aufstehen, Mahlzeiten, Schule, Hausaufgaben, Kurse, etc., der wenig Spielraum lässt für Destruktur.

Freizeit
Freizeit wird nicht als Zeit ohne Anforderung verstanden. Auch hier ist es das Ziel des Aufenthaltes den/die Jugendliche zu einem bewussten und kreativen Umgang mit den Möglichkeiten der vielfältigen Freizeitkultur zu befähigen. Die Pädagogen geben Anregungen und Fördern in vielfältiger Weise durch organisierte Angebote.

3. Phase Selbstständigkeit

In der abschließenden Phase des Aufenthaltes sollen die zuvor entwickelten und gelernten neuen Verhaltensmuster in allen Lebensbereichen erprobt werden und die Perspektiven für künftiges Wohnen, Arbeiten, Ausbildung und Partnerschaft erreicht werden.

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